Weser Report: Herr Nowack, war 2016 ein gutes Jahr für Blumenthal?
Peter Nowack: Ja, es war ein rundum positives Jahr. Wir haben viele Weichen gestellt. Das Verkehrskonzept ist verabschiedet worden und im Haushalt berücksichtigt. Damit geht es bald los. Die Fachmarktzeile am Blumenthal-Center ist fertig, die Bahrsplate wurde weiter entwickelt und noch viel mehr geschafft: Der Umkleidetrakt am Burgwallstadion zum Beispiel.
Das Flüchtlingsproblem ist bewältigt worden, auch mit Hilfe der vielen Freiwilligen. Das Tanklager in Farge wurde endgültig stillgelegt und wir haben die erste deutsche Fußballmeisterschaft für Flüchtlinge ausgerichtet.
Es konnte auch eine Lösung für die Bücherei gefunden werden und auf dem BWK-Gelände tut sich auch etwas. Der Blumenthaler Kultursommer mit dem ‚Auswärtsspiel‘ war faszinierend. Es war Leben in Blumenthal.
14 Tage lang waren wir der kulturelle Nabel der Stadt und viele Leute von außerhalb haben unser Potenzial gesehen. Die Kulturschaffenden wollen unbedingt wiederkommen und auch 2017 etwas auf die Beine stellen. Auch die HfK-Ausstellung war großartig. Es war zwar ein Risiko, das alles zu versuchen, aber wir haben es geschafft.
Braucht Blumenthal vielleicht ein anderes Image als das des Arbeiterstadtteils? Würde Kultur dem Stadtteil gut stehen?
Ja. Es ist nicht negativ, wenn Blumenthal ein Stadtteil zum Wohnen und Schlafen ist. Natürlich ist es gut, Arbeitsplätze zu schaffen. Wichtig ist aber, dass der Stadtteil attraktiv ist für die, die investieren wollen.
Wenn sie sich über Blumenthal informieren, müssen sie etwas Interessantes lesen und dass sich etwas tut und bewegt. Wenn wir es schaffen, dass der Stadtteil ein anderes, positives Image hat, und die ewigen Nörgler ruhig sind, dann haben wir gewonnen und die Dinge gehen von ganz alleine.
Da, wo es gut ist, wollen die Menschen hin. Wir müssen Blumenthal über den Freizeitwert entwickeln. Wir wollen auch versuchen, auf der historischen Achse etwas auf die Beine zu stellen. Vielleicht kann man ein Festival organisieren. Wir müssen denen, die so etwas können, aber die Rahmenbedingungen schaffen.
Was hätte 2016 besser laufen können?
Die Diskussion um die Steinbrechanlage hätte ein negativer Höhepunkt werden können, wurde aber über die Beteiligung der Bürger abgewendet. Das Thema liegt nun erstmal auf Eis. Und dass der Blumenthaler SV das Pokalfinale nicht gewonnen hat, ärgert mich auch.
Was steht für 2017 an?
Der Umbau des Busbahnhofs. Die Übergabe ist am 19. Oktober 2017. Wir haben auch Lösungen geschaffen für die Geschäftsleute am Bahnhof. Wenn alles glatt geht, haben wir vielleicht jemanden, der auf dem Grundstück des ehemaligen Ständer investiert, die Verhandlungen laufen.
Ein Wohn- und Geschäftshaus wäre dort sinnvoll. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Blumenthal für viele, die investieren wollen, attraktiv geworden ist. Wir wollen 2017 auch die Erschließung für das Baugebiet Am Bodden Süd beginnen. Die übernimmt die Stadt.
Wir schaffen aber auch an anderen Stellen im Stadtteil Wohnraum. Außerdem wird die Kita Nordenholz fertig werden und in Lüssum soll auch eine neue Kita gebaut werden. Die Grundschule Pürschweg kann dann zu Beginn des Schuljahrs 2018 zur Ganztagsschule mit Mensa werden. Wir müssen aber auch versuchen, Arbeitsplätze für die zu entwickeln, die eben kein Abitur haben.
Es sind viele Bauprojekte geplant. Ist die Nachfrage nach Wohnraum im Stadtteil hoch?
Ja und das zeigt, dass es viele Jahre nicht so war und Blumenthal nicht attraktiv genug war. Inzwischen kommen viele Leute ins Ortsamt und erkundigen sich. Blumenthal ist jetzt sichtbar worden und man hat entdeckt, dass es ein gutes Investitionsklima gibt.
Der Stadtteil hat den Vorteil, dass Wohnraum preiswert ist. Wenn man sich alles ganz objektiv anguckt, hat man alles hier, was man zum Leben braucht: optimale Verkehrsanbindungen, gute Schulen und Kitas mit engagiertem Personal, ein gutes soziales Netzwerk und einen hohen Erholungscharakter mit viel Grün und einem großartigen Wätjens Park.
Das Positive in unserem Stadtteil überwiegt.
Was ist mit den Leerständen im Zentrum?
Unser Problem ist, dass das Zentrum weggebrochen ist und es nun dauert, um es wieder herzurichten. Wir müssen an der Stelle versuchen, die Eigentümer der leer stehenden Immobilien zu überzeugen, ihre freien Räume zur Verfügung zu stellen.
Wenn die Immobilien voll sind, hat das auch Auswirkungen auf die Preise. Die Mühlenstraße ist einfach keine Geschäftsstraße mehr, dafür brauchen wir neue Konzepte und die müssen erarbeitet werden. Auch da kommt die Kultur ins Spiel.
Abschließend: Was wünschen Sie den Blumenthalern für das neue Jahr?
Sie sollen mehr lächeln und optimistisch sein. Am Ende wird alles gut. Es gibt hier schon viele Optimisten, an denen kann man sich orientieren.
Vielen Dank für das Gespräch.