Delme Report: Herr Meyer, ganz ehrlich: Wie viele Blasen hatten Sie schon an den Füßen?
Klaus Meyer: Tatsächlich hatte ich meine letzte Blase 2014, als ich von Bremen aus auf dem Jakobsweg gelaufen bin. Aber das auch nur, weil ich die falschen Socken anhatte. Ich trage sonst immer Laufsocken in meinen Leichtwanderschuhen. Blasen müssen nicht sein, die Kombination aus Schuh, Socke und Fuß macht‘s.
Seit wann schnüren Sie regelmäßig die Wanderschuhe und wie sind Sie zu dieser Leidenschaft gekommen?
In der Kindheit war ich schon oft mit meinen Eltern unterwegs. Auch später bin ich dabeigeblieben, es hat mich nie losgelassen. Der „Wanderklaus“ ist erstmals 2016 aufgetaucht, nachdem ich schon ein paar Jahre lang Wandergruppen geleitet hatte. Ursprünglich komme ich aus Bremen, habe aber lange in Stuttgart gelebt und bin seit 2013 wieder hier. Ich wandere immer dort, wo ich wohne. Hier, rund um Bremen, gibt es bei Weitem nicht nur Flachland. Die Bremer Wallanlagen zum Beispiel sind ziemlich hügelig. Viele meinen immer, man muss zum Wandern weit fahren, aber das stimmt nicht. Wandern kann man überall, und es gibt überall schöne Wege.
Was macht für Sie den Reiz des Wanderns aus?
Als ich angefangen habe, ging es um einen Abstand vom Alltag, einen Ausgleich zum Büroalltag und um das Genießen der Ruhe. Heute geht es mir um die Vielfalt der Landschaft und das Erleben der Natur. Es gibt hier so viele Möglichkeiten und so viel zu entdecken. Seien es Kräuter bei einer Kräuterwanderung, alte faszinierende Bäume in den Urwäldern oder Geschichtliches. Bei den Bremer Abendwanderungen, die ich einmal im Monat anbiete, lernen manche Teilnehmer auch in ihrem eigenen Stadtteil ganz neue Sachen kennen.
Sie sind vor allem in der Region Bremen und im Umland sowie niedersachsenweit unterwegs. Warum schätzen Sie das norddeutsche Flachland so als Wanderregion?
Den Bayern dürfte das nicht gefallen, aber: Berge versperren hier nicht die Sicht. Man darf Wandern auch nicht mit Bergsteigen gleichsetzen. Außerdem muss ich nicht auf einen Berg klettern, um weit gucken zu können. Das kann ich auch hier. Es gibt viele weite Landschaften, aber auch tiefe Wälder, hohe Geestrücken, Moorgebiete, Flussläufe. Es ist sehr abwechslungsreich, nicht alles ist flach und gleich. Das sieht man zum Beispiel in der sogenannten Bremer Schweiz bei Schwanewede mit ihrer hügeligen Landschaft. Ich bin auch sehr gern in den Mooren und den Urwäldern im Nordwesten unterwegs, die ganz verschieden sind. Neben dem Hasbruch sind das die Urwälder Baumweg, Herrenholz und – ein absoluter Tipp – der Neuenburger Urwald Richtung Wilhelmshaven, ein alter Hutewald.
Sie haben auch schon Touren im Naturpark Wildeshauser Geest gemacht. Welche Ecken dort, aber auch in der gesamten Region, gefallen Ihnen bislang besonders?
Im Naturpark würde ich vor allem drei Regionen nennen: einmal die Gegend rund um Dötlingen mit Moorpadd und Rittrumer Bergepadd und wunderschönem Wald am Verlauf der Hunte in Verbindung mit Moorgebiet, dann das Barneführer Holz, ein fantastischer, riesiger Wald, und der Weg „Erdmanns Spuren“ bei Bassum-Neubruchhausen. Es gibt dort tolle Wälder, die auch von der Hache durchflossen werden. Wer noch mehr sehen möchte: Vier Bassumer Rundwanderwege kreuzen den Weg „Erdmanns Spuren“. Das sind der Scheunen-, Siebenstern-, Laufrosch- und Waldrundweg. Sie lassen sich sehr gut kombinieren. Aber auch die Geschichte im Naturpark, vor allem mit den vielen Großsteingräbern, ist sehr interessant. Es ist immer wieder spannend, auch mit meiner Gruppe daran vorbeizukommen. Außerhalb des Naturparks kann ich zum Beispiel die Nordpfade im Landkreis Rotenburg sehr empfehlen. Die 24 Wanderwege haben verschiedene Längen, sind top beschrieben und ausgeschildert.
Sie waren bereits so ziemlich überall in der Region. Wo und wie finden Sie immer noch interessante Routen?
Das wird tatsächlich immer schwieriger. Ich schaue im Internet oder auf alten Karten, wo es bei den jeweiligen Ortschaften noch alte, bekannte Wege gibt. Vor Ort schaue ich dann, wie es aussieht. Auch nutze ich die Outdoor-App Komoot für die Recherche und Planung meiner Touren.
Gibt es ein Ziel, wo Sie noch nicht waren, aber wo Sie unbedingt noch hin wollen?
Es ist bestimmt schwer zu glauben, aber ich war noch nie im Harz. Sonst war ich schon in allen Mittelgebirgen.
Was haben Sie immer im Rucksack mit dabei?
Ein Erste-Hilfe-Set, eine Sitzmatte, eine Regenjacke, eine Regenhose und – was oft belächelt wird – ein Handtuch. Neulich musste ich zum Beispiel bei Wildeshausen mit der Gruppe durch eine Furt. Da ist man froh, wenn man etwas zum Abtrocknen hat.
Haben Sie noch einen Touren-Tipp, den viele vielleicht nicht so auf dem Schirm haben?
Vor zwei Jahren wollte ich im Barneführer Holz eine Tour aufzeichnen, aber alle Parkplätze waren überfüllt. Gleich dahinter befindet sich jedoch der Hegeler Wald, der nicht weniger schön und nicht so voll ist. Es gibt dort ein Großsteingrab aus der Jungsteinzeit, ein Hügelgrab aus der Bronzezeit und ein Naturschutzgebiet. Die elf Kilometer lange Tour ist auch in meinem Buch aufgeführt.
Wanderklaus berichtet auf seiner Webseite über seine Touren. Dort gibt es auch viele weitere Infos.
Bisherige Serienteile:
Teil 1: Interview mit Oliver Knagge vom Zweckverband Naturpark Wildeshauser Geest
Teil 2: Der Naturpark Wildeshauser Geest und seine 20 Rundwanderwege
Teil 3: Tipps von der Fachärztin
Teil 4: Wanderwegepatin Elke Wachendorf