Alfred Kromp graviert bei Koch & Bergfeld Korpus unter anderem den DFB-Pokal. Foto: Meister Alfred Kromp graviert bei Koch & Bergfeld Korpus unter anderem den DFB-Pokal. Foto: Meister
Altes Handwerk

Liebe zu Tradition und Detail

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Alfred Kromp graviert in Bremen den UEFA Champions League Pokal und fertigt individuelle Gürtelschließen an

Es war ein Neuanfang mit 59 Jahren: „Im Alter wollte ich nochmal meine Spinnereien ausleben“, sagt Alfred Kromp von sich selbst. Der heute 68-Jährige graviert einzigartige Stücke für die Silbermanufaktur Koch & Bergfeld (Korpus) in der Überseestadt.

Zu den wertvollen Dingen, die er in seinen Händen hält, gehören unter anderem der Filmpreis Goldene Kamera, der Supercup, der DFB-Pokal, die DFB-Meisterschale sowie der UEFA Champions League Pokal.

„Der wurde hier entworfen. Er kommt aber nur zum Gravieren hierher, wenn Bayern München gewinnt“, verrät Kromp.

Im Jahr 2007 war Uli Hoeneß persönlich bei Koch & Bergfeld, um Repliken aller von Bayern München gewonnenen Pokale und Trophäen in Auftrag zu geben – für das Museum des Vereins.

Neben den Gürtelschließen graviert er zudem wichtige Trophäen – etwa 15 Exemplare des DFB-Pokals für den RB Leipzig. Foto: Meister

Neben den Gürtelschließen graviert er zudem wichtige Trophäen – etwa 15 Exemplare des DFB-Pokals für den RB Leipzig. Foto: Meister

In drei Jahren ist die Schale voll

Gerade erst hat der Silbergraveur Kromp 15 DFB-Pokale für den RB Leipzig fertig graviert. Und: „Auf der Meisterschale ist jetzt nur noch für drei Gewinner platz, dann muss eine neue her“, sagt Kromp.

Aber auch für den Deutschen Handball-Bund (DHB), für Basketballer, Volleyballer, Motorsportler und inzwischen immer häufiger für E-Sportler entstehen die Trophäen am Europahafen in Bremen.

Jedes Stück und jede Replik wird von den Mitarbeitern in Handarbeit hergestellt, graviert und poliert. Gefertigt werden aber auch Schmuck, Bestecke, Tafelaufsätze, Kerzenhalter und ganze Services.

Visionäre Ideen

Der gelernte Werkzeugmacher Kromp blickt auf unterschiedliche berufliche Stationen zurück. „Ich habe nach einem Job mit einem möglichst geringen Maß an Eigenverantwortung gesucht“, scherzt Kromp.

So war er etwa bei der Deutschen Bahn, aber auch an der Einrichtung der Sparkasse Bremen am Brill beteiligt. Von der Deutschen Bahn wechselte er an das Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg, war dort als Hausmeister beschäftigt.

Schon damals hatte er visionäre Ideen: Car Sharing beispielsweise. „Ich hatte einen Dienstwagen, den ich kaum brauchte. Das war doch Verschwendung. Ich schlug also vor, den Wagen für alle zur Verfügung zu stellen“, erinnert der Graveur sich. Die Umsetzung war dann allerdings doch nicht so einfach.

Kromp ist irgendwie auch eine Art Daniel Düsentrieb. Er begeistert sich für Technik, entwirft und baut Spielzeuge für seine Enkel um lebt nach der Devise: „Faulheit ist die Mutter der Erfindung“.

Altes Handwerk aufleben lassen

Und er hält fest an Traditionen: 2009 entschied er, das Hobby seines Vaters wiederzubeleben und einzigartige Gürtelschließen anzufertigen. In seiner Werkstatt in Mahndorf, die direkt neben seinem Eltern- und Wohnhaus steht, entwarf und fertigte er die ersten Modelle.

„Anfangs habe ich nach Material in China gesucht, die Schließen gingen aber leider schnell kaputt“, erinnert er sich. Die Verzierungen aus Messing sägte er damals noch per Hand aus.

Die Gürtel werden genauso individuell hergestellt wie die einzelnen Schließen. Foto: Meister

Die Gürtel werden genauso individuell hergestellt wie die einzelnen Schließen. Foto: Meister

„Man muss auch ein Gehör dafür entwickeln, wenn man so kleine Teile sägt und feilt“, sagt Kromp. Nach den ersten Reklamationen musste ein neues Material für die Gürtelschließen her und Kromp stieß bei seiner Suche auf Neusilber.

So kam er auch mit Koch & Bergfeld in Kontakt.

Eine der letzten Silberschmieden

Das Bremer Unternehmen existiert seit 1829 und ist eines der letzten seiner Art in ganz Deutschland. Es wurde von Gottfried Koch in der Knochenhauerstraße gegründet.

1834 nahm er den ihm aus Hannover bekannten Ludwig Bergfeld als Gesellen auf und machte ihn zum Teilhaber. Die Söhne der beiden Firmengründer expandierten 1865. Sie stellten den reinen Handwerksbetrieb auf Serienfertigung um.

1874 zog die Manufaktur von der Innenstadt in die Neustadt. Dort entstanden 1885 die Fabrikgebäude, die heute denkmalgeschützt sind. Zu Spitzenzeiten waren bei Koch & Bergfeld rund 600 Mitarbeiter beschäftigt.

Auch Wilhelm Wagenfeld lernte bei Koch & Bergfeld. 1994 wurde die Tafelsilberproduktion (Korpus) ausgegliedert und gehörte zunächst zu Villeroy & Boch, dann zu Juwelier Hansen aus Hamburg.

2005 übernahm Florian Blume die Silberschmiede und führt sie seitdem am neuen Standort in der Überseestadt als gläserne Manufaktur.

Schönster Arbeitsplatz Bremens

Alfred Kromp ist heute dreimal wöchentlich dort anzutreffen. „Als ich nach Material suchte, erfuhr ich, dass die Manufaktur keinen Graveur hatte“, erinnert er sich. Damals war Kromp 59 Jahre alt.

An der Gravurmaschine fertigt Alfred Kromp die Gürtelschließen und andere Stücke. Foto: Meister

An der Gravurmaschine fertigt Alfred Kromp die Gürtelschließen und andere Stücke. Foto: Meister

Inzwischen entstehen auch die Gürtelschnallen in der Überseestadt, denn Kromp traf eine Vereinbarung mit seinem neuen Chef: Die große Gravurmaschine brachte er selber mit, sie ist seit 2014 im Einsatz und hat ihn rund 30.000 Euro gekostet.

„Wenn ich gehe, nehme ich sie wieder mit“, sagt er. Erst im Alter könne man sich derlei Spinnereien leisten, sagt Kromp. Sogar das Chefbüro bekam er, denn für seine Arbeit benötigt er viel Licht.

„Ich habe den schönsten Arbeitsplatz Bremens“, findet Kromp und meint damit den Blick hinaus auf den Europahafen.

Seine Gürtelschnallen verkauft er laut eigener Aussage zu 98 Prozent an Frauen: „Sie sind das ideale Geschenk für Männer ab 60, die schon alles haben“, findet er.

Jede Schnalle wird individuell gefertigt. Häufig sind Koordinaten eines persönlichen Lieblingsortes eingraviert oder auch Logos des Lieblingsvereins. „Ich habe welche für die Mitglieder des Aufsichtsrats von Werder Bremen entworfen, für die Gewinner des Sechs-Tage-Rennens und auch Jens Böhrnsen trägt eine Schließe von mir“, sagt Kromp.

Heute stellt er zudem passende Manschettenknöpfe her und bietet auch spezielle Stücke aus Sterling-Silber an.

Für seine Einzelstücke nutzt er zudem die historischen Walzen der Silberwarenmanufaktur und prägt wunderschöne Mus­ter in das Silber.

Das Leder für die Gürtel bezieht der passionierte Musiker aus Baden-Württemberg, Farbe und Länge sucht der Kunde individuell aus.

Alfred Kromp nutzt zum Prägen des Silbers auch die historischen Walzen der Silbermanufaktur. Foto: Meister

Alfred Kromp nutzt zum Prägen des Silbers auch die historischen Walzen der Silbermanufaktur. Foto: Meister

Kaum Nachfolger zu finden

Die Gravuren werden per Computer erstellt, trotzdem ist es ein traditioneller Handwerksberuf – für den es kaum Nachwuchs gibt. Kromp ist inzwischen Rentner, arbeitet bei Koch & Bergfeld auf Rechnung.

Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es nicht. „Es ist unglaublich schwierig, für unsere Berufe Nachwuchs zu finden“, sagt Kromp. Denn auch andere Kollegen in der Silberwarenmanufaktur sind eigentlich bereits in Rente.

Die neue Auszubildende zur Silberschmiedin bei Koch & Bergfeld lässt Kromp hoffen: „Sie kann sich auch vorstellen, das Gravieren zu lernen.“

Infos: kromp-mahndorf.de und kochundbergfeld.de

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