Wo soll es langgehen? Outdoor-Apps zeigen viele Möglichkeiten. Foto: Konczak
Wander-Serie Teil 7

Digitale Tourenbegleiter

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Wander-Apps sind praktisch, können aber auch manche Probleme mit sich bringen. Ein kleiner Überblick.

Die gute alte Karte aus Papier war gestern. Viele Wanderer lassen sich inzwischen digital per Outdoor-App durch die Natur navigieren. Klar, das Smartphone hat man meist ohnehin in der Tasche, und was ist einfacher, als sich per GPS sagen zu lassen, wo es langgeht? Aber bieten Wander-Apps wirklich nur Vorteile?
Die Stiftung Warentest hat 2021 fünf digitale Helfer unter die Lupe genommen. Nur die beiden Marktführer Komoot und Outdooractive konnten richtig überzeugen und erhielten die Note „gut“.
Hier eine grobe vergleichende Übersicht, mit Unterstützung vom Zweckverband Naturpark Wildeshauser Geest.

Ob man Komoot….

… oder Outdooractive bevorzugt, ist ganz individuell.

Was können die Apps?

Sowohl bei Komoot als auch bei Outdooractive kann man eigene Touren planen und teilen, aber auch aus bestehenden Strecken auswählen. Als Grundlage für das Kartenmaterial verwenden beide Apps „OpenStreetMap“, ein Projekt mit dem Ziel, weltweite, freie Kartendaten zu erheben. „Wer keine Vorschläge für Touren haben möchte, kann zur Navigation daher auch gleich das komplett kostenlose ‚OpenStreetMap‘ nutzen“, sagt Jonas Marhoff vom Naturpark Wildeshauser Geest. Komoot arbeitet bei der Erstellung von maßgeschneiderten Routen mit einer Algorithmus-Funktion. Die Vorschläge, die man im Bereich „Entdecken“ bekommt, basieren auf einer umfassenden Datenanalyse geplanter und aufgezeichneter Touren. „Komoot wertet das aus, was Nutzer von sich tracken, und erstellt beliebte Tourenverläufe in Kombination mit Fotos und Einträgen zu Sehenswertem. Das ist sehr geschickt“, meint Marhoff.
Outdooractive hingegen nutzt keinen Algorithmus. Die Routen stammen von „echten“ Nutzern, wobei auch viele professionelle Verbände bei dem Portal vertreten sind – so auch der Naturpark Wildeshauser Geest. Daher lebt die App auch sehr von ihrer großen Community. Und, anders als Komoot, kann man sich hier zudem aktuelle Bedingungen anzeigen lassen. Sehenswertes wird bei Outdooractive von zertifizierten Partnern angelegt, bei Komoot kann dies jeder tun.
Besonders praktisch: GPX-Dateien vieler offizieller Touren, zum Beispiel im Naturpark Wildeshauser Geest, kann man einfach aus dem Internet aufs Handy laden und in die Outdoor-App importieren. Die Dateien für die „Wilde Geest zu Fuß“-Rundwege etwa findet man in den jeweiligen Beschreibungen auf der Webseite.

Was kostet wie viel?

Beide Apps sind in ihrer kostenfreien Grundversion gut nutzbar. Bei Komoot kann man Touren finden sowie selbst planen und erhält eine Kartenregion gratis. Wer auch andere Regionen, Karten aus dem Ausland braucht oder Touren auf ein anderes Gerät exportieren will, muss zahlen. Eine Einzelregion (in der Regel eine Stadt und ihre Umgebung) kostet 3,99 Euro, ein Regionen-Paket (mehrere Einzelregionen) 8,99 Euro, und für ein Welt-Paket sind 29,99 Euro fällig.
Mit der Gratis-Version von Outdooractive kann man Touren planen, sich navigieren lassen, bewerten, kommentieren und GPX-Daten runterladen. Die Offline-Navigation funktioniert in der kostenfreien Version allerdings nicht. Outdooractive bietet zwei jährlich kündbare Abos an. „Pro“ für 30 Euro und „Pro+“ für 50 Euro pro Jahr. Damit bekommt man neben der Offline-Funktion je nach Abo etwa noch eine detailliertere Outdooractive-Karte und eine Satellitenkarte, Zugriff auf Alpenvereinskarten, Karten des Kompass-Verlags und ADFC-Radkarten oder kann seinen Standort teilen.

Wo ist Vorsicht geboten?

So schön die Natur auch ist, so sehr muss sie geschützt werden. Nicht alle Naturschutzgebiete sind in jeder App aufgeführt. „Vor einem Jahr mussten wir etwa im Naturschutzgebiet Holler- und Wittemoor Wege auf ‚OpenStreetMap‘ löschen, die von Nutzern fälschlicherweise eingetragen worden waren“, erklärt Marhoff. „Sind die Wege erst einmal dort vorhanden, können Nutzer sich auch in den Apps auf ihnen navigieren lassen und im schlimmsten Fall erstellt Komoot dort automatisiert Tourenverschläge – obwohl ein Naturschutzgebiet eigentlich nur auf offiziell zugelassenen Wegen betreten werden darf.“ Da die ständige Prüfung solcher Daten sehr aufwändig ist, hat sich 2020 der Verein „Digitize the Planet“ gegründet mit dem Ziel relevante Naturschutzdaten zu sammeln und frei verfügbar zu machen und so die Regionen zu unterstützen.

Was sind die großen Vor- und Nachteile der Outdoor-Apps?

„Outdoor-Apps werden sehr breit genutzt, die Menschen holen sich dort gern Inspiration“, weiß Marhoff. Dennoch ist die Nachfrage nach der guten alten Printform nach wie vor da. Das Heft „20 Wandertipps“ des Naturparks Wildeshauser Geest wurde bereits zum vierten Mal in einer Auflage von 5.000 Stück neu gedruckt und geht schon wieder zur Neige. Seit Erscheinen 2021 wurden 20.000 Exemplare verteilt. „Die Nachfrage nach Printprodukten ist also weiterhin da“, so Marhoff.
Digitales Navigieren hat einige Vorteile. Man sieht immer seinen Standort und weiß, wohin man muss, und wie weit es noch ist. Zudem hat man kein Maßstabproblem, dass etwas ungenau ist. Den Maßstab kann man zudem leicht selbst einstellen. „Man bekommt außerdem Infos zu dem, was sich links und rechts des Weges befindet“, sagt Marhoff. Nachteile sind etwa die Akku-Nutzung, denn mit Verwendung einer App verliert die Batterie schneller an „Saft“. Daher sollte man vorsichtshalber eine Powerbank dabei haben. „Auf die Qualität der Wege kann man auch nicht immer 100-prozentig vertrauen. Das ist schon etwas Anderes als wenn man in ein Buch mit ausgewählten Wanderungen schaut“, so der Naturpark-Experte. Darüber hinaus muss man bei der Routenführung stets aufpassen und die „wahren“ Begebenheiten vor Ort prüfen. Wie eben beim genannten Beispiel Naturschutzgebiete oder bei Privatwegen. „Die angezeigte Routenführung legitimiert nicht, dass man sich über Regeln hinwegsetzt“, betont Marhoff. Und dann ist da eben das, worum sich Wandern in erster Linie drehen sollte: die Naturerfahrung. Manchmal ist man so beschäftigt mit der App, dass man die Umgebung nicht richtig wahrnimmt.
Also: Auch mit dem digitalen Begleiter an der Seite – öfters mal abschalten!

 

Bisherige Serienteile:

Teil 1: Interview mit Oliver Knagge vom Zweckverband Naturpark Wildeshauser Geest

Teil 2: Der Naturpark Wildeshauser Geest und seine 20 Rundwanderwege

Teil 3: Tipps von der Fachärztin

Teil 4: Wanderwegepatin Elke Wachendorf

Teil 5: Interview mit Wanderklaus

Teil 6: Was gemeinsames Wandern bei Jugendlichen bewirken kann

 

 

 

 

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